Markt-Trends Q3 2023: Rückblick und Ausblick
Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag, welche Faktoren im heurigen Jahr den größten Einfluss auf die Börse hatten und auch den Herbst (statistisch gesehen ein sehr positives Börsenquartal?) bestimmen werden.
Für uns haben sich drei Faktoren herauskristallisiert:
- Inflation
- Zinsen
- China, der Drache wankt
Informationen zur Inflation
Nachdem die amerikanische Notenbank viel früher und viel restriktiver an der Zinsschraube gedreht hat, um die Inflation in den Griff zu bekommen, war die europäische Notenbank wieder einmal zu träge und zu vorsichtig mit ihren Entscheidungen (FED 5,25% – 5,50 %, EZB 4,50 %). Im Sommer konnten wir daher sehr gut beobachten, wie sich das auf die Inflation ausgewirkt hat.
Lag in den Sommermonaten die Inflation in den USA bei nur mehr rund 3 %, mussten wir in Europa immer noch mit einer Inflation zwischen 6,0 bis 6,5 % zurechtkommen.
Daher war es auch wenig verwunderlich, dass die EZB am 14. September die Zinsen das zehnte mal in Folge angehoben hat, mittlerweile auf eine Niveau von 4,50 %. Im Vergleich dazu konnte die FED am 20.09. eine Zinspause einlegen und die Früchte ihrer Arbeit einsammeln. Nicht gesagt ist, dass es dabei bleiben wird. In Abhängigkeit der weiteren Entwicklung hat der amerikanische Notenbankchef Powell bereits angekündigt, dass es zum Jahresende nochmal um 25 bis max. 50 Basispunkte nach oben gehen könnte.
Davon so scheint es, sind wir in Europa noch weit entfernt.
Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die jeweilige nationale Inflation haben staatliche Zuschüsse. Der Heizkostenzuschuss, der Teuerrungsbonus und zuletzt der Klimabonus halten die Inflation beispielsweise in Österreich auf seinem sehr hohen Level. Jeder Euro mehr im Geldbörsel verleitet zum Ausgeben. Was für den Einzelnen eine wichtige Stütze ist, ist trotzdem Gift für die Inflation und verhindert ein Sinken der Verbraucherpreise.
So werden wir es nicht schaffen, in naher Zukunft auf ein erträgliches Niveau zu kommen.
Die nachfolgende Graphik von Ende Mai diesen Jahres verdeutlicht unser Dilemma:
Informationen zur Zinsentwicklung
Die zwei Seiten der Medaille!
Ganz klar muss man sagen, dass die Zinsen über die Inflation bestimmt werden und die Inflation über die Zinsen geregelt wird. Aber was hat das für eine Auswirkung für unser tägliches Leben?
Die letzten 10 Jahre waren hart für alle Sparer. Zinsen auf „risikolosen“ Anlagen (Sparbuch, Staatsanleihen,…) waren defacto abgeschafft worden. Man musste schon ins Risiko gehen, um überhaupt noch etwas für sein hart erspartes Geld zu bekommen. Sparen wurde bestraft, Schuldenmachen war in. Die Wirtschaft boomte, Leben auf Pump war doch so easy. Die Baubranche hob ab, Grundstücke und Immobilienpreise gingen – je nach Lage – durch die Decke. Jeder wurde als dumm angesehen, der diese goldene Zeit der Nullzinsen nicht nutzte. Und jetzt?
Die Wirtschaft lahmt, Investitionen der Industrie gehen zurück. Ganz klar bei den Zinsen, wer kann/will sich das noch leisten? Die Baubranche liegt am Boden. Die Auftragsbücher sind leer. Die ersten Insolvenzen ließen
nicht lange auf sich warten und die Häuselbauer ächzen unter der Last der immer weiter steigenden Kreditzinsen. Die Ära der niedrigen Zinsen ist vorbei.
Jetzt freuen sich wieder die Sparer, die nach 10 Jahren Durststrecke wieder Zinseinnahmen verbuchen können.
Wenn man in der Geschichte der Zinsen weiter zurück geht, sieht man aber ganz deutlich, dass es immer eine Wellenbewegung der Zinsen gab. Manchmal länger, manchmal kürzer. Diese lange Phase der Nullzinsen musste über kurz oder lang an ihr Ende kommen. Ein Leben auf Pump, ein „immer höher und immer schneller“ wird irgendwann an Grenzen stoßen. Es braucht nur einen kleinen Auslöser. Diesmal war der Auslöser der Krieg Russland/Ukraine. Die Energie- und Rohstoffpreise stiegen in kurzer Zeit zu schnell, das Ende kennen wir.
Der „Zinsvergleich Eurozone / USA“ zeigt ganz deutlich, dass wir seit Anfang der Jahrtausendwende nicht mehr solch hohe Zinsen hatten. Aber man sieht auch ganz klar, dass Phasen dieser extrem hohen Zinsen von kurzer Dauer sind. Kein Land kann es sich längerfristig leisten, die Wirtschaft so stark zu knebeln.
China, der Drache wankt
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist ins Wanken geraten und die Welt schaut zu und hält den Atem an.
Eine bekannt Börsenregel besagte: „Wenn Amerika hustet, bekommt Europa eine Grippe“. Lange Zeit galt diese alte Börsenregel. Müssen wir sie jetzt umschreiben?
China, die Werkbank der Welt, hat uns lange Zeit mit massentauglichen Exportgütern überflutet. Hohe einstellige oder zeitweise sogar zweistellige Wirtschaftswachstumsraten im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre waren die Regel. China wuchs und der Rest der Welt mit. Doch das Blatt hat sich gedreht. Nicht nur, dass China sich von einem Land – spezialisiert auf billige Produkte – hin zu einem der innovativsten und technologischsten Wirtschaftsländer entwickelt hat und dadurch ihre wirtschaftliche Vormachtstellung immer weiter ausbaut, hat sich gegen den Trend das Wirtschaftswachstum in den letzten 10 Jahren immer weiter abgekühlt. Zwar wären Wachstumsraten von 4 % für Europa immer noch ein Segen, für China und die Welt aber leider zu wenig. Ein „immer höher immer weiter“ gibt es halt nirgends.
Im Vergleich zum Rest der Welt hat China die Corona-Beschränkungen erst dieses Jahr gelockert. Für viele kam dieser Schritt zu spät. Die bis vor kurzem geltende Null-Covid-Politik und damit einhergehenden Engpässe bei Zulieferunternehmen. hat viele Branchen in Schieflage gebracht. Allem voran die Baubranche. Chinas Hunger nach Immobilien war lange Zeit der Wirtschaftsmotor der Volkswirtschaft. Das bevölkerungsreichste Land der Welt braucht urbanen Wohnraum. Doch durch den Zusammenbruch des größten Immobilienentwicklers Evergrande und der dadurch restriktiveren Baupolitik, beschlossen durch den chinesischen Staatspräsidenten persönlich, beschleunigte sich die Spirale nach unten weiter. Um ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen, der Schuldenstand von Evergrande lag bei unglaublichen € 300 Milliarden.
Zum Vergleich: Österreichs Staatsschulden belaufen sich auf ca. € 360 Milliarden.
Die chinesische Zentralbank hat bei ihrer Zinssitzung Mitte September den Leitzins für einjährige Kredite bei 3,45 Prozent belassen. Die Abwertung des Yuans gegenüber US-Dollar und Euro haben sich positiv auf die Exportwirtschaft ausgewirkt. Abzuwarten ist, wie sich die Situation weiterentwickelt?!
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels.
Ausblick: Termine im 4. Quartal 2023
26.10.2023 – Sitzung der Europäischen Notenbank / EU
27.10.2023 – Sitzung der Bank of England / UK
01.11.2023 – Sitzung der US Notenbank FED / USA
02.11.2023 – Sitzung der Bank of England / UK
14.11.2023 – Sitzung der Europäischen Zentralbank / EU
13.12.2023 – Sitzung der US Notenbank FED / USA
14.12.2023 – Sitzung der Bank of England UK
14.12.2023 – Sitzung der Europäische Zentralbank/ EU
14.12.2023 – ifo Konjunkturprognose / EU
19.12.2023 – Sitzung Bank of Japan / Japan